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»Das Fremde nachfühlbar machen«
Clara Hellner, geboren 1997, studierte in Berlin und Marseille Medizin. Sie hospitierte in Krankenhäusern in Tel Aviv und Kigali, Rwanda und wollte später bei Médécins Sans Frontières überall auf der Welt arbeiten. Doch nach den ersten journalistischen Praktika ersetzte der Traum der Reporterkarriere diese Idee. Heute lebt sie in Marseille und schreibt unter anderem für die Zeit, die Süddeutsche Zeitung und das Magazin Reportagen. Nebenbei arbeitet sie an einem Dokumentarfilm über eine Suchtpraxis in Berlin-Lichtenberg.
Geschichten
Gift & Gegengift
Vier Jahrzehnte an der Nadel
Wie das Kondom für die Frau scheiterte – und wiederkehren könnte
Ärzte und ihre Grenzen
Interview
Warum Journalismus?
Als Kind bekam ich nach dem Großeinkauf am Zeitungsstand von meiner Mutter immer das Geolino, das Kinderheft von GEO mit Geschichten über Tintenfische, das Leben von Kindern in Pakistan oder ein wiederentdecktes Schiffswrack. Ich stellte mir vor, wie ich mit einer Leica und einem Zeichenblock durch die Steppe reise und Leopardenbabys beobachte. Heute sehe ich die Rolle der Journalistin kritischer. Ich hinterfrage in Recherchen oft, ob ich am richtigen Platz bin, um diese Geschichte zu schreiben. Aber den unterschiedlichsten Menschen an den verschiedensten Orten Fragen stellen zu können, empfinde ich als großes Glück.
Du hast sechs Jahre lang Medizin studiert, immer wieder damit gehadert und überlegt, abzubrechen. Was bleibt von dieser Zeit?
Nirgends zeigt sich die Ungleichheit einer Gesellschaft so sehr wie in Gesundheit und Krankheit der Einzelnen. Etwa darin, wie viele Jahre Menschen in benachteiligten Vierteln kürzer leben, oder ob Menschen ohne Papiere medizinische Hilfe bekommen. Das im Krankenhaus hautnah mitbekommen zu haben, prägt meinen Blick auf die Gesellschaft und viele meiner Texte. Außerdem stelle ich als Journalistin zwar ganz unterschiedliche Fragen als eine Ärztin, aber in beiden Rollen muss ich mich ständig darin üben, mich einzufühlen und einzudenken.
Was willst du mit deinen Texten erreichen?
Ich möchte, dass die Menschen ihnen ferne Lebensrealitäten nachempfinden können, dass sie nicht mehr wegschauen können. Häufig ist es das Unwissen, das Sich-Fremd-Fühlen, das entzweit. Um das zu ändern, braucht es Erzähljournalismus: Was sorgfältig recherchierte und aufgeschriebene Geschichten in Menschen auslösen können, werden kalte Daten und Fakten nur selten hervorrufen.