Hoffnung in Berlin

Christian möchte einfach nur der Armut entkommen. Chronik eines Lebens zwischen Missbrauch, Drogen, illegalen Kryptomillionen – und dem Kampf um den eigenen Sohn

Erschienen in ZEIT Verbrechen, Oktober 2023 / Fotos: Nikita Teryoshin

Christians Problem, immer schon: Er ist auf der Suche und weiß nicht, wonach. 

Der 27. November 2003 – morgen wird Christian 14. 

Er sitzt im silbernen Renault Twingo vom schwulen Hans. Das perverse Schwein wollte ihn nach Hause fahren, dabei liegt das Café Chaplin, das ihm gehört, nur ein paar Straßen entfernt, schräg gegenüber der Feuerwehr. Vorbei an der Polizei. Vorbei am Friedhof, links vorbei an den vielen kleinen Spitzgiebelhäuschen, bis dann, ziemlich unvermittelt, drei wuchtige Wohnblocks auftauchen.

Ganz gierige Glupschaugen hat der schwule Hans. Sie könnten ihm aus den Höhlen flutschen, wenn er sich nur vorbeugt.

Christian und die anderen Jungs sitzen oft im Café Chaplin, immer in derselben Nische, abseits der übrigen Gäste. Der schwule Hans, so nennen ihn alle hier, spendiert ihnen dann Pizza und Fanta. Ständig läuft Heal the Worldvon Michael Jackson. Er wohnt in einer Kellerwohnung unterm Café, zusammen mit Mausi, der Katze, und einer stadtbekannten Playboy-Sammlung. Originale aus Amerika. 

Zur Feier von Christians großem Tag morgen hatte der schwule Hans gefragt, welchen Cocktail er trinken wolle. Der süß-cremige Geschmack der Piña Colada überraschte Christian, als käme das Glas in seiner Hand geradewegs von einer entlegenen Tropeninsel. Ein paar Schlucke später spürte er eine wohlige Wärme.

[…]

Der ganze Text hier oder in ZEIT Verbrechen, Ausgabe 22