Gabriel Proedl

»Genau hinschauen ist unfassbar schwierig«

Gabriel Proedl, geboren 1998, lebt als Autor und Reporter in Wien. Seine Reportagen, Porträts und Interviews erscheinen in DIE ZEIT, dem ZEIT Magazin und dem Magazin der Süddeutschen Zeitung. Seine Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem österreichischen Zeitschriftenpreis. Als Dozent lehrt er die „literarische Reportage“ und die „Modereportage“ an Universitäten und Fachhochschulen – und an der von Hermes Baby geführten Reporter-Akademie. 

Geschichten

Interview

Bist du nicht etwas jung, um uns von der Welt zu erzählen? 

Zum Erzählen ist niemand zu jung. Die Unerfahrenheit kann sogar ein großer Vorteil sein: Ich bin noch naiv genug, Dinge zu sehen, die euch vielleicht entgehen. Die unvoreingenommene Frage ist ohnehin die wirksamste, denn sie überrascht. Vielleicht ist das, was ich am besten kann: überraschen. Protagonisten, Redakteure, Leser. Aber ich stecke viel Zeit in diese scheinbar spontanen Momente der Verblüffung.  

Du verbringst auch viel Zeit in Cafés und Bars. Was liebst du daran? 

Dort kann ich alleine sein – und bin dennoch in Gesellschaft. Ich sitze an einem Tisch mit gutem Überblick und lerne, zu beobachten. Es ist das Wichtigste an unserem Beruf: genau hinschauen. Aber genau hinzuschauen ist unfassbar schwierig. 

Und was du beobachtest, schreibst du in deine Notizbücher? 

Ich schreibe alles auf, damit es mir nicht abhandenkommt. Im Jahr brauche ich etwa fünfzig Stück dieser Büchlein, jede Woche eines. Ich schreibe, was ich sehe, was ich höre, was ich fühle, was ich schmecke. Wie in einer guten Reportage. Ich notiere Ideen und Dialoge, und spannende Erzählungen. Ich interessiere mich für alles, was mir Menschen mit Begeisterung erzählen. Und für noch ein bisschen mehr. 

Du schreibst nicht nur Reportagen, sondern machst auch Filme. 

Jede Geschichte bedarf ihrer eigenen Form der Vermittlung. Als Text, als Film, als Fotografie, als Theaterstück. Darin sehe ich auch die Stärke von Hermes Baby. Gutes Geschichtenerzählen – in der jeweils adäquaten Form. 

Was ist dein Wunsch für deine Zukunft als Geschichtenerzähler? 

Dass mir die Leichtigkeit nicht abhandenkommt. 

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