Liebesgeschichte eines Vergewaltigers

Er wollte sie in ihrer Ehe vor allem immer dominieren. Als sie ihn betrog und dann verließ, drehte er durch – und vergewaltigte sie. Protokoll eines Männlichkeitswahns.

Erschienen in DIE ZEIT, 21.02.2020

Damals, als er die Tat plante, an einem Frühlingstag, habe er zuerst weiße Kabelbinder und schwarzes Klebeband auf den Couchtisch gelegt. Sei danach ins Schlafzimmer gegangen und habe eine Webcam an seinen Laptop gesteckt und sie so ausgerichtet, dass das Bett im Bild war. Dann habe er noch eine Digitalkamera bereitgelegt, um sie, wehrlos daliegend, zu fotografieren.

Nur eines habe er da im Sinn gehabt – ihr wehzutun. In seinem Kopf immer wieder derselbe Gedanke: „Was kann ich ihr antun, um meinen Schmerz loszuwerden und sie diesen Schmerz fühlen zu lassen? Ich kann keine Frau schlagen. Klar. Konnte ich nie. Aber demütigen. Das muss sein. Sie muss spüren, was ich gespürt habe …“

Er habe sein Handy genommen und getippt: „Wir müssen reden. Kannst du morgen Abend kommen? Unser Sohn hat mir da was erzählt.“

Ihre Antwort habe bald aufgeblinkt. Sie wolle vorbeischauen. Es war der 4. März 2010.

Neun Jahre nach der Tat sitzt Paul (Name geändert) auf einer hellgrauen Stoffcouch in seinem Wohnzimmer in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein – und erzählt seine Geschichte. Ich bin aus einem bestimmten Grund hier, um dem Wahn dieses gewalttätigen Mannes zuzuhören. In Deutschland versucht durchschnittlich jeden Tag ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten. Laut Zahlen des Bundeskriminalamtes starben dabei im Jahr 2018 122 Frauen, dazu kommen Tausende Fälle von Vergewaltigung, Körperverletzung, Stalking und sexueller Nötigung. Angezeigt wurden 2018 fast 140.000 Fälle von Gewalt in der Partnerschaft. Der Mann, dem ich gegenüber sitze, ist kein Einzelfall.

Rückblick, Juli 1999 auf Sylt: Es gibt sie, die Liebe auf den ersten Blick! Paul begegnete ihr in jenem Sommer. Miriam (Name geändert) kam mit ihrem Lover, ein paar Freunden und Pauls Bruder auf die Insel. Paul wohnte in Westerland.

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Gesamter Text auf zeit.de

Die Illustration stammt von Alexandra Rügler