Ausschreibung: Anthologie „Erzähljournalismus der Gegenwart“

Einst galt sie als Königsdisziplin des Journalismus, dann wurde sie dank SPIEGEL-Skandal geschmäht und schließlich in ein redaktionelles Korsett aus formalen Vorgaben und inhaltlichen Einschränkungen gezwängt. Doch wir finden: Die Reportage könnte nach wie vor der Brückenschlag zwischen Journalismus und Literatur sein – so wie in anderen Sprachen üblich.Eine Form, in der Wirklichkeit und Fakten durch literarische Mittel destilliert werden – bis daraus echte Leseerfahrung entsteht. Wozu braucht es sonst noch lange Erzähltexte, wenn es Podcasts, Doku-Serien und YouTube gibt? Nur eine Reportage, die die Möglichkeiten des geschriebenen Wortes ausschöpft, hat bei der Medienkonkurrenz der Gegenwart eine Daseinsberechtigung . Zum Glück erscheinen nach wie vor Texte von Reportern und Reporterinnen, die sich zu engen Vorgaben widersetzen. Reportagen, die eigen klingen, individuell, genauso wie die wahren Geschichten, die sie erzählen. Die eine Form wagen, die der beschriebenen Wirklichkeit gerecht wird – statt in den immergleichen, abgeklärten Reportersound zu verfallen. Hin und wieder tauchen sie dann doch noch in den Printmedien auf. Und genau solche Texte suchen wir!Aber das hier ist kein Aufruf für den hundertsten Journalistenpreis. Wir wollen vielmehr gemeinsam mit euch die Vielfalt und das Potenzial dieser Gattung ausloten. Darum planen wir eine Anthologie mit Reportagen, die in ihrer Form bewusst gestaltet sind. Texte, die eigenwillig klingen, Charakter zeigen – und gerade dadurch der Wirklichkeit näher kommen.Aus allen Einsendungen wählen wir eine möglichst große Bandbreite aus. Doch es wird keine Gewinner geben, keine Pokale, keine Siegerfotos. Wir wollen die Form feiern, die Vielfältigkeit des Erzähljournalismus.Zur Veröffentlichung der gemeinsam entstandenen Anthologie organisieren wir stattdessen eine kleine Feier, zu der alle herzlich eingeladen sein werden. Konkreter heißt das, wir suchen ab jetzt alles außer:• Reportagen, die nach szenischem Einstieg im dritten Absatz ein Portal stehen haben.• Reportagen, die echte Menschen auf zwei bis drei Äußerlichkeiten reduzieren, statt in Lebenswirklichkeiten einzutauchen.• Reportagen, die in starren Dramaturgien verharren.• Reportagen, die klingen, als hätte man ChatGPT gebeten, eine Reportage zu schreiben.• Reportagen, die sich in immergleichen Erzählmustern verfangen. Wenn dir jetzt eine eigenwillige (literarische) Reportage einfällt, die 2020 oder später erschienen ist, schreibe uns bitte an info@hermes-baby.de. Einfach den Text als Datei oder Link. Im besten Fall noch ein-zwei Sätze, warum du diesen Text einreichst. Eigenbewerbungen sind ausdrücklich erwünscht. Sollte der Text nicht von dir stammen, werden wir natürlich mit den Autoren und Autorinnen in Kontakt treten, falls wir uns für eine Veröffentlichung entscheiden. Danke dir für deine Unterstützung bei diesem Projekt! Deine Hermes Babys
Ausschreibung: Journalismus-Mentoring 2025/26

Hermes Baby möchte dich durch ein Mentoring-Jahr in deinen Visionen und Projekten unterstützen. Wenn du die Welt erforschen willst, indem du wahre Geschichten recherchierst und erzählst, laden wir dich ein: Werde ein Jahr lang Teil unserer Gemeinschaft. Wir helfen dir, deine Stimme als Autorin oder Autor zu finden. Und wir ermöglichen dir einen sicheren und kreativen Raum, in dem du dich als Erzähljournalistin oder Erzähljournalist entwickelst. Ausbildungen im Journalismus vermitteln häufig die immergleichen Schreibregeln. Diese sind für den Einstieg in den Beruf hilfreich, nutzen sich aber allzu schnell ab. Und sie haben ein Problem: Weil diese Regeln zu oft wie Gesetze verkündet werden, überlagern sie die Persönlichkeit des Schreibenden. Am Ende von Journalismusschule oder Volontariat lesen sich zu viele Texte nach Bausatz, sie folgen den immergleichen Mustern. Das macht sie eintönig und erwartbar. Jede gute Geschichte birgt das Versprechen, uns selbst im Anderen wiederzufinden. Um dieses Versprechen zu erfüllen, recherchieren Erzähljournalistinnen und Erzähljournalisten in zwei Richtungen: nach außen hin, die Fakten. Und nach innen, in sich selbst hinein, was die Fakten bedeuten. Nur so entstehen wahre Geschichten, die Informationen vermitteln und außerdem Sinn entfalten. Wir sind überzeugt, dass ein Erzähltext nur dann gelingt, wenn Autorinnen und Autoren aus ihrer Persönlichkeit heraus schreiben. Ausdrücklich ermuntern möchten wir Quereinsteigerinnen und Fachfremde, Überlebenskünstlerinnen und Sinnsucher – Leute, die sich begeistern für Menschen und für das Leben, das sie führen. Eine gute Geschichte lässt uns erfahren, wie Menschen mit den Missständen des Lebens, mit Ungerechtigkeit und Leid umgehen – aber auch mit Glück und Liebe. Die Gute Geschichte fragt nach dem Wie und Warum zwischen dem Wer und Was. Guter Erzähljournalismus bleibt dem Menschen zugewandt. Wir bieten dir: Du erhältst ein Stipendium an der Reporter Akademie in Berlin: In mehreren Kursen lernst du, wie du das Kunsthandwerk des Erzählens in unterschiedlichen journalistischen Ressorts und Formaten erfolgreich anwendest. Du bist willkommen bei den wöchentlichen Textkritiken und Kreativrunden. Sowohl bei den internen Treffen, als auch bei denen mit Gästen aus Theater, Musik, Literatur, Journalismus und anderen Bereichen des erzählerischen Wirkens. Über das Jahr hinweg werden dich verschiedene Mitglieder unserer Gemeinschaft als Mentor oder Mentorin begleiten. So ermöglichen sie dir einen Perspektivwechsel auf gelungenen Erzähljournalismus. Bis zu sechs erzähljournalistische Geschichten, die du während des Jahres erarbeitest, werden intensiv von mindestens einem Mitglied der Gemeinschaft begleitet und betreut. Wir unterstützen dich bei der Ausarbeitung und dem anschließenden Verkauf von Geschichten mit überregionaler Relevanz an renommierte Medienhäuser. Bei einer Bewerbung erwarten wir: Zeit für freiberufliches Arbeiten. Dabei ist es uns egal, ob du gerade eine Berufsausbildung abgeschlossen hast, dein letzter Abschluss das Abitur war, du im Xten Semester eines beliebigen Studiums steckst, aus einem komplett anderen Beruf in den Journalismus starten möchtest, schon den Sprung auf eine Journalistenschule gemacht hast oder mitten im Berufsleben steckst.(Einzige Ausnahme: Eine feste berufliche Anstellung mit mehr als 50 Prozent zeitlicher Auslastung gilt für uns als Ausschlusskriterium.) Bitte schicke uns einen tabellarischen Lebenslauf und eine Textprobe. Veröffentlicht oder unveröffentlicht, beides ist möglich. Bitte füge diese(s) Dokument(e) deiner Bewerbung in Form einer PDF-Datei an. Falls Du noch keine Arbeitserfahrung hast oder keine Arbeitsprobe hast, mit der du dich wohl fühlst: Kein Problem! Ein Lebenslauf ist seinem Wesen nach eine Geschichte über eine Etappe unseres Lebens. Statt eines tabellarischen Lebenslaufs, erzähl uns etwas über dich. Und mache deutlich, warum wahre Erzählungen dir wichtig sind. Schicke uns diesen Text gern als PDF. (max. 8.000 Zeichen; inkl. Leerzeichen) _______________________________________________________________________________________ Bitte schicke deine Bewerbung mit dem Betreff “Bewerbung Mentoring Vorname Nachname” an mentoring@hermes-baby.de. Bewerbungsschluss ist der 14.07.2025, 24 Uhr. Feedback zur Bewerbung erhältst du bis spätestens 25.07.2025. Das Mentoring beginnt ab dem 06.08.2025 oder nach individueller Absprache zeitnah und begleitet dich voraussichtlich bis zum 31.07.2026. Um die Qualität des Programms, die Intensität der Betreuung und die finanzielle Sicherheit der mit dem Programm verbundenen Fortbildungsstipendien zu gewährleisten, vergeben wir leider nicht mehr als zwei Plätze. Wir freuen uns sehr darauf, von dir zu lesen und wünschen viel Erfolg! Deine Hermes Babys
Ausschreibung: Hermes Baby-Mentoring 2023/24

Wir finden es wichtig, junge Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Und wir sind davon überzeugt, dass ein gelungener Erzähljournalismus gesellschaftliche Zusammenhänge besonders begreifbar macht, und so eine humanistisch geprägte Demokratie stärkt. Deshalb bieten wir angehenden Erzähljournalistinnen und Erzähljournalisten die Möglichkeit, ein Jahr lang auf die Ressourcen und Möglichkeiten von Hermes Baby zurückzugreifen. Wir laden dich ein, Teil des kreativen Wirbels zu werden, der unsere Gemeinschaft ausmacht. In Form eines Mentoring-Jahres möchten wir dich in deinen Visionen und Projekten unterstützen. Und dir Zugang zu einem Raum ermöglichen, in dem du dich weiterentwickelst und lernst, noch besser zu schreiben. Wir sind überzeugt: Jede gute Geschichte birgt das Versprechen, uns selbst im Anderen wiederzufinden. Sie lässt uns erfahren, wie Menschen mit den Missständen des Lebens, mit Ungerechtigkeit und Leid umgehen – aber auch mit Glück und Liebe. Die Gute Geschichte fragt nach dem Wie und dem Warum zwischen dem Wer und Was. Guter Erzähljournalismus bleibt dem Menschen zugewandt. Wenn du dich dieser Überzeugung anschließen kannst und lernen möchtest, die Welt durch das Recherchieren und Erzählen wahrer Geschichten noch gründlicher zu erforschen, dann bietet dir das Hermes Baby-Mentoring eine einzigartige Möglichkeit. Wir als Gemeinschaft helfen dir, deine Persönlichkeit als Autorin oder Autor weiterzuentwickeln und dich als Erzähljournalistin oder Erzähljournalist erfolgreich zu entfalten. Um dieses Versprechen zu erfüllen, bieten wir dir: ● Du erhältst ein Stipendium für mehrere Fortbildungen an der Reporter Akademie in Berlin: In Kursen wie „Meisterklasse Erzähljournalismus“ oder „Erzählender Investigativjournalismus“ lernst du von Meisterinnen und Meistern ihres Fachs. ● Du bist willkommen bei den wöchentlichen Text-Kritiken und Kreativ-Runden. Sowohl bei den internen Treffen, als auch bei denen mit externen Gästen aus Theater, Musik, Literatur, Journalismus und anderen Bereichen des erzählerischen Wirkens. ● Über das Jahr hinweg werden dich verschiedene Mitglieder unserer Gemeinschaft als Mentor oder Mentorin begleiten. So ermöglichen sie dir einen Perspektivwechsel auf gelungenen Erzähljournalismus. ● Bis zu vier erzähljournalistische Geschichten, die du während des Jahres erarbeitest, werden intensiv von mindestens einem Mitglied der Gemeinschaft begleitet und betreut. ● Wir unterstützen dich bei der Ausarbeitung und dem anschließenden Verkauf von Geschichten mit überregionaler Relevanz an renommierte Medienhäuser. Für eine Bewerbung erwarten wir von dir: ● Zeit für freiberufliches Arbeiten. Dabei ist es uns egal, ob du gerade eine Berufsausbildung abgeschlossen hast, dein letzter Abschluss das Abitur war, du im Xten Semester eines beliebigen Studiums steckst, aus einem komplett anderen Beruf in den Journalismus starten möchtest, schon den Sprung auf eine Journalistenschule gemacht hast oder mitten im Berufsleben steckst.(Einzige Ausnahme: Eine feste berufliche Anstellung mit mehr als 50 Prozent zeitlicher Auslastung gilt für uns als Ausschlusskriterium.) ● Bitte schicke uns mindestens eine, maximal drei erzähljournalistische Arbeitsproben. Veröffentlicht oder unveröffentlicht, beides ist möglich. Bitte füge diese(s) Dokument(e) deiner Bewerbung in Form einer PDF-Datei an. ● Ein Lebenslauf ist seinem Wesen nach eine Geschichte über eine Etappe unseres Lebens. Also: Erzähl uns doch etwas über dich! Geh in einem Fließtext (max. 8.000 Zeichen; inkl. Leerzeichen) gerne auf deine Motivation ein: Warum möchtest du ein Jahr lang Teil von Hermes Baby sein? Und überhaupt: Was findest du am Erzählen und an Erzählungen? Schicke uns auch diesen Text als PDF. Bitte schicke deine Bewerbung mit dem Betreff “Bewerbung Mentoring Vorname Nachname” an stipendium@hermes-baby.de. Bewerbungsschluss ist der 15.03.2023, Mitternacht/ 0:00 Uhr (GMT+1). Das Mentoring beginnt ab dem 03.04.2023 und begleitet dich voraussichtlich bis zum 25.03.2024. Um die Qualität des Programms, die Intensität der Betreuung und die finanzielle Sicherheit der Stipendien zu gewährleisten, vergeben wir leider nicht mehr als zwei Plätze. Wir freuen uns sehr darauf, von dir zu lesen und wünschen viel Erfolg! Deine Hermes Babys
Ausschreibung: Hermes Baby-Stipendium 2022/23

Wir feiern den Erzähljournalismus! Jetzt schon zwei Jahre lang. Und weil eine Party nur gemeinsam Spaß macht, wollen wir unsere Erfahrungen teilen. Deshalb bieten wir jungen Erzähljournalistinnen und Erzähljournalisten die Möglichkeit, ein Jahr lang auf die Ressourcen und Möglichkeiten von Hermes Baby zurückzugreifen. Wir teilen unsere Ideen und Gedanken und laden dich ein, Teil des kreativen Wirbels zu werden, der unsere Gemeinschaft ausmacht. In Form eines Fortbildungs-Stipendiums unterstützen wir dich in deinen Visionen und Projekten und ermöglichen dir ein Jahr lang zu lernen, wie du noch besser schreibst. Wir sind überzeugt: Jede Geschichte birgt das Versprechen, uns selbst im Anderen wiederzufinden. Die gute Geschichte ist der Spiegel unserer Versuche und unseres Scheiterns, unseres Hoffens, unserer Zweifel und unserer Makel. Sie lässt uns erfahren, wie Menschen mit den Missständen des Lebens, mit Ungerechtigkeit und Leid umgehen – aber auch mit Glück und Liebe. Die gute Geschichte fragt nach dem Wie und dem Warum zwischen dem Wer und Was. Und sie bleibt dem Menschen zugewandt. Wenn du dich dieser Überzeugung anschließen kannst und lernen möchtest, die Welt durch das Recherchieren und Erzählen von Geschichten noch gründlicher zu erforschen, dann bietet dir das Hermes Baby-Stipendium eine einzigartige Möglichkeit. Wir als Gemeinschaft helfen dir, deine Persönlichkeit als Autorin oder Autor weiterzuentwickeln und dich als Erzähljournalistin oder Erzähljournalist erfolgreich zu entfalten. Um dieses Versprechen zu erfüllen, bieten wir dir: ● Du bist willkommen bei den wöchentlichen Text-Kritiken, sowohl bei den internen Runden, als auch bei denen mit externen Gästen. ● Du bist eingeladen zu den zweiwöchentlichen Kreativ-Runden, in denen wir aus groben Themenideen konkrete Geschichten entwickeln. ● Die regelmäßigen Fortbildungs- und Diskussionsrunden mit externen Experten aus Theater, Musik, Literatur, Journalismus und anderen Bereichen des erzählerischen Wirkens stehen dir offen. ● Wir unterstützen dich bei der Entwicklung und dem anschließenden Verkauf von Geschichten von überregionaler Relevanz an renommierte Medienhäuser. ● Über das Jahr hinweg werden dich sechs verschiedene Mitglieder unserer Gemeinschaft als Mentor oder Mentorin begleiten, so ermöglichen sie dir einen Perspektivwechsel auf gelungenen Erzähljournalismus. ● Bis zu vier erzähljournalistische Geschichten, die du während des Jahres erarbeitest, werden intensiv von mindestens einem Mitglied der Gemeinschaft begleitet und betreut. Für eine Bewerbung erwarten wir von dir: ● Zeit für freiberufliches Arbeiten. Dabei ist es uns egal, ob du gerade eine Berufsausbildung abgeschlossen hast, frisch das Abitur geschafft hast, im Xten Semester eines beliebigen Studiums steckst, gerade den Sprung auf eine Journalistenschule gemacht hast oder schon mitten im Berufsleben als Freie oder Freier steckst. (Eine feste berufliche Anstellung mit mehr als 50 Prozent zeitlicher Auslastung gilt für uns als Ausschlusskriterium.) ● Bitte schicke uns mindestens eine, maximal drei erzähljournalistische Arbeitsproben. Veröffentlicht oder unveröffentlicht, beides ist möglich. Bitte füge diese(s) Dokument(e) deiner Bewerbung in Form einer PDF-Datei an. ● Wir wünschen uns von dir viel Freude und Liebe zum Erzählen als Kulturtechnik, als Form des Ausdrucks und teilweise auch als Lebenseinstellung. Was ist an Erzählen und Erzählungen so toll? Was fasziniert dich daran? Schreib uns das doch gerne (max. 5.000 Zeichen; inkl. Leerzeichen) und füge es als PDF deiner Bewerbung an. ● Ein Lebenslauf ist immer schön. Im Wesentlichen ist er eine Geschichte über eine Etappe unseres Lebens. Also: Erzähl uns doch etwas über dich! Schicke uns auch diesen Text als PDF. Lebenslauf und Motivationsschreiben dürfen miteinander kombiniert werden. Bitte schicke deine Bewerbung mit dem Betreff “Bewerbung Stipendium Vorname Nachname” an stipendium@hermes-baby.de. Bewerbungsschluss ist der 31.12.2021, Mitternacht/0:00 Uhr. Das Stipendium beginnt ab dem 01.03.2022 und begleitet dich voraussichtlich bis zum 28.02.2023. Insgesamt werden bis zu zwei Stipendien vergeben. Wir freuen uns sehr darauf, von dir zu lesen und wünschen viel Erfolg! #GemeinsamfürdieguteGeschichte Deine Hermes Babys
Es lebe die Metaebene!
Vor einer Woche hat sich unser Autor Alexander Rupflin gegen die Metaebene in Reportagen ausgesprochen. Benedikt Herber widerspricht: Ohne die Metaebene bleibt jede Geschichte trivial. Gegen den Kitsch hilft ein anderes Mittel. Ist die Reportage tot? Oder doch nur die Metaebene, wie Alexander in seinem Essay „Der Schwachsinn der Metaebene“ verkündet? Ich würde sagen: Weder noch. Dass die Reportage vorschnell als eitle, durchweg kitschige und eigentlich unjournalistische Fingerübung von Schönwetterschreibern abgetan wurde, war sicherlich ein Fehlschluss. Es existieren so viele großartige Reportagen, die komplett frei von Kitsch sind. Und ja, ich würde behaupten, dass diese Texte allesamt eine ausgeprägte Metaebene besitzen. Warum? Weil die Metaebene ein notwendiges Qualitätsmerkmal ist – keine gute Reportage kommt ohne sie aus. Geschichtenerzähler sind wie Wissenschaftler – Sie machen Zusammenhänge sichtbar Um zu verstehen, warum die Metaebene so wichtig ist, hilft etwas Storytelling-Theorie. Eine Geschichte, das ist, wie Reportagen-Lehrmeister Jon Franklin („Writing for Story“) betont, vor allem eine Entwicklung. Dynamik ist essenziell: Der Protagonist befindet sich in einer konflikthaften Situation, die er zu meistern versucht. Im Idealfall scheitert er zunächst, findet in der Niederlage etwas über sich selbst heraus und ist schließlich in der Lage, den Konflikt zu lösen (Auch wenn die Realität natürlich nicht immer dem Ideal gehorcht, so lässt sich dieses Muster in Abwandlungen doch sehr häufig finden – man muss nur wissen, dass man danach suchen muss). Insofern machen gute Geschichtenerzähler etwas sehr Ähnliches wie Wissenschaftler an einer Universität – zumindest in qualitativen Forschungszweigen: Sie machen kausale Zusammenhänge sichtbar. Eine Reportage beginnt häufig mit einer abhängigen Variablen: In einem Zeitungsbericht lesen wir von einem Boxer, der im Ring gestorben ist (man denke an die großartige Reportage „Der Preis eines Traumes“ von Klaus Brinkbäumer) oder von einem ehemaligen Neonazi-Aussteiger, der einen Integrationspreis gewinnt. Abhängige Variablen sind Ereignisse, die durch vorangegangene Ereignisse ausgelöst wurden. Wenn wir als Schreiber unsere abhängige Variable definieren, blicken wir also automatisch in die Vergangenheit: Wir begeben uns auf die Suche nach der Ursache, nach der unabhängigen Variablen. Diese kann dann wieder eine andere unabhängige Variable vorausgehen, bis wir es mit einer Kette von Variablen zu tun haben, die sich gegenseitig beeinflussen. Wenn wir dieser Variablenkettung bis zum Anfang folgen, begreifen wir irgendwann den Grundkonflikt, der sie überhaupt ausgelöst hat. Meine Definition von Metaebene: Die Variablen finden, die universell wirken Das alleine reicht aber noch nicht für eine wirklich gelungene Reportage. Solange sie reine Erzählung ist – die Wiedergabe einer Kette von Variablen von unmittelbarer Bedeutung also – bleibt sie isoliert. Ihr Fokus ist verkürzt, weil sie die Strukturen ausblendet, in denen sich der Protagonist bewegt. Diejenigen, auf die mein Protagonist gar keinen Zugriff hat, die a priori gesetzt sind, die die Kausalkette permanent beeinflussen, ohne dass der Handelnde selbst einen Einfluss auf sie hat: Die menschliche Psyche als neuronaler Prozess, die Weltwirtschaft, rassistische Stereotypen in einer Gesellschaft – jedes übergeordnete System also. Die daraus abgeleiteten Variablen sind es, die den Protagonisten meiner Geschichte mit mir als Leser in eine Verbindung setzen, weil uns diese übergeordneten Mechanismen alle betreffen. Den Variablenraum zu erweitern, hin zu den unabhängigen Variablen, die universell wirken, das ist meine Definition der Metaebene. Ohne Metaebene keine Erkenntnis Bei jeder Geschichte stellt sich die Frage: Betrifft mich das, was dort steht? Warum sollte ich einen Text über einen Menschen in einem mir unbekannten Land lesen, der sich mit einem Konflikt rumschlägt, der mir vollkommen fremd ist? Wenn es keinen Anker der persönlichen Betroffenheit gibt, werde ich wahrscheinlich weiterblättern. Das Schicksal der Bauernfamilie in der Zentralafrikanischen Republik kann noch so erschütternd sein, sie ist journalistisch erst einmal vollkommen uninteressant – Dramen gibt es immer und überall. Interessant wird die Bauernfamilie für mich, wenn ich begreife, dass ihr Elend die direkte oder indirekte Folge von Makrostrukturen ist – von unfairen Marktdynamiken beispielsweise. Das Schicksal der Familie wird dadurch verallgemeinerbar, es steht für viele andere, denen es genauso geht. Abhängig davon, was der eigentliche Konflikt der Story ist (Das physische Leid des Hungers? Oder die fehlende Wertschätzung der Dorfbewohner?), hat der Protagonist unterschiedliche Möglichkeiten, den Konflikt mit seinen beschränkten Mitteln lösen (vielleicht gelingt es dem Bauern, die Dorfbewohner dafür zu sensibilisieren, wie wichtig die lokale Landwirtschaft ist. Er bekommt Wertschätzung und/ oder muss nicht mehr Hunger leiden). Gegenüber einiger unabhängiger Variablen, die permanent auf sein Handeln einwirken, bleibt er aber machtlos (der Druck auf den Marktpreis durch billige Fleischexporte aus Europa beispielsweise). Wenn die Metaebene fehlt, bleibt die Geschichte unvollständig, weil sie den Leser ohne Learning zurücklässt. Das Mittel gegen den leidigen Kitsch Recht hat Alexander, wenn er Journalisten vorwirft, ihre Geschichten durch vorgefertigte Hypothesen zu sehr in Schemata pressen zu wollen, was letztlich dazu führe, dass ständig dasselbe lauwarme Klischee reproduziert werde. Er schreibt, dass die Reportage die einzige journalistische Form sei, die den Leser als „das empathische Wesen anspricht.“ Soweit bin ich bei ihm. Auch, wenn er schreibt, dass die Reportage eine Art Testlauf für das eigene Leben sei, indem der Leser etwas über die „menschliche Natur innerhalb seines politischen, gesellschaftlichen, ökologischen, kulturellen Umfelds“ lernt. Ja, eine Reportage, deren Universalität möglichst absolut ist, die mich in meinem Menschsein ergreift, ist das Ideal. Aber gerade diese Reportage lebt von der Metaebene, also dem Herausarbeiten jener universellen Mechanismen, die den Leser mit dem Gelesenen verbinden. Der Leser muss begreifen, was diese „politischen, gesellschaftlichen, ökologischen und kulturellen“ Umfelder ausmacht, welche Kausalketten also von außen auf den Protagonisten wirken. Natürlich droht beim Wechsel zwischen Handlungs- und Metaebene die Holzschnittartigkeit – und ja, lässt sich der Autor zu sehr durch seine zuvor getroffenen Annahmen leiten, statt die Metaebene immer wieder mit dem Erlebten abzugleichen, dann verliert das Geschriebene seine Originalität. Das ist allerdings eine Binsenweisheit: Wer keine Neugier zeigt, sondern Weltbilder belegen will, wird keine Momente der Wahrhaftigkeit erzeugen, sondern bloßen Kitsch. Dieses Haltungsproblem dürfen wir aber nicht der Metaebene ankreiden. Wahre Meister der Reportage verstehen es, die Ebenen möglichst geschickt und subtil miteinander zu verflechten. Komplett auf die Metaebene zu verzichten würde dagegen heißen, das Ideal der Universalität aufzugeben. Die Geschichte droht, trivial zu werden – und damit bedeutungslos. Nicht die Metaebene ist schuld am Kitsch. Sondern die fehlende Ergebnisoffenheit mancher
Der Schwachsinn der Metaebene
Journalisten behaupten, eine gute Reportage brauche eine Metaebene. Unser Autor Alexander Rupflin aber glaubt, eine Geschichte muss vor allem destilliert werden, um eine menschliche Wahrheit auszudrücken. Und Georg Büchner schrieb: „Geht einmal euern Phrasen nach, bis zu dem Punkt, wo sie verkörpert werden.“ – Vorletztes Weihnachten sagten sie mir, die Reportage sei eine Erfindung. Das war hart. Das war die Zeit des großen „Fall Relotius“, da geriet die ganze Gattung in Verdacht, ein paar Journalisten erklärten, aus so einem Art Apocalypse-Now-Gefühl heraus, die Reportage sei ja nichts anders als eine Kurzgeschichte mit Wirklichkeitsbehauptung. Und dabei fanden sie für ihre Anklage auch noch ziemlich gute Belege. Umso länger ich darüber nachdachte, umso richtiger fand ich den Eindruck der Dramaturgie-Nihilisten, Reportagen sind häufig Kitsch – aber das liegt nicht an der Gattung, sondern an der Forderung nach „Metaebenen“. Vorab will ich kurz deutlich machen: Die Reportage zeigt nur einen Ausschnitt, einen Schnappschuss. Es ist nicht ihre Aufgabe, ein Ganzes zu präsentieren. Es geht nicht darum, vollständig zu berichten oder den totalen Blick auf etwas zu gewähren. Es geht – wie es Gotthold Ephraim Lessing so schön zur Sprache bringt – um den „Fruchtbaren Augenblick“. Dieser Fruchtbare Augenblick ist der Moment des Besonderen, der das Allgemeine darstellt. Ähnlich wie ein Foto, ein Gemälde, die griechische Plastik. Es zeigt einen Ausschnitt, der über sich als Moment hinaus geht und zugleich zurückverweist. Dadurch wird dem Leser der Reportage ein Phänomen symbolisch schaubar und im Idealfall sogar begreifbar. Die Redaktionen wissen um die Macht der Metaebene Was ich damit meine: Reportagen können komplexe Zusammenhänge weder erläutern noch erklären, aber sie können als Schlaglicht einen Moment der Vergangenheit erhellen. Das geschieht durch „vollkommene Unmittelbarkeit“ wie Siegfried Kracauer über die (Reportage-)Fotografie schrieb. Dadurch erweckt die Reportage einen bereits verklungenen Moment der Wirklichkeit im Inneren des Lesers noch einmal zum Leben – und lässt den Leser damit, zumindest mittelbar erleben. Wiederum das führt zur Selbstwahrnehmung und wir als Leser werden bewusst in Bezug zur Welt und dessen Geschehen gesetzt. Mit der Fantasie des Lesers, seines individuellen Wissens und seiner Interpretationsfähigkeit, erweitert sich durch die Reportage dessen Kosmos. Die Redaktionen wissen um diese Macht und versuchen deren Kraft einzusetzen, indem sie für die Reportage von uns Autoren eine „Metaebene“ fordern. Eine Metaebene im Journalismus bedeutet in etwa, eine allgemeingültige Aussage, die über der konkreten Geschichte, dem beschriebenen Einzelfall steht, und dem Leser implizit mitgegeben wird. Wenn ich früher Journalisten nach einer exakten Definition der Metaebene gefragt habe, bekam ich nie eine klare Antwort. Der Grund ist vermutlich, weil es keine natürliche Metaebene gibt. Bei Metaebenen klingt der Mythos der Reportage an Ich will es für diesen Text einmal selbst versuchen: Die Metaebene meint die Reflexionsebene, sie ist nicht die Ebene des Themas. Mittelbar nimmt der Text auf dieser Ebene auf sich selbst Bezug. (Zu offensichtlich geschieht das manchmal mit Phrasen wie „Das ist eine Geschichte über …“) Auf der Metaebene klingt etwas an, das ich als „Mythos“ bezeichne: Das Grundlegende, die innerste Bedeutung des Erzählten, einer Wahrheit die tiefer liegt, als das rein Faktische. Etwas, das nicht durch Studien belegt wird. Hier betreibt der Autor Weltdeutung und wird unter Umständen allegorisch. Es ist der Mythos, der durchs Denken einer Metaebene der Reportage eingehaucht werden soll. Ich fürchte aber, dass genau diese Denkweise ihr Ziel verfehlt und statt die Wahrheit eines menschlichen Mythos zu formulieren, Klischees produziert. Klar, reine Erlebnisse haben zuerst keine Metaebene, weil natürlich nichts geschieht als ein Symbol für etwas Allgemeingültiges. Also wird die Metaebene in aller Regel künstlich am Schreibtisch oder in der Redaktionskonferenz entworfen – auch, bevor die Recherche begonnen hat. Es sind Ideen, Interpretationen, Vorurteile. Klassische Stereotypen, Denkmuster und Erwartungen – sie müssen im Anschluss der Wirklichkeitsprüfung von uns Reportern standhalten. Im übelsten Fall kommen dadurch die Reportagen zustande, deren Verlauf ich schon kenne, sobald ich den Teaser gelesen habe. Das klingt zunächst nach einer allgemeinen Kritik an mangelnder Textqualität, die wiederum vom genauen Ausloten der Zu- und Umstände abhängt. Aber mir fallen diese vorhersehbaren Geschichten ausgerechnet bei den ganz großen Magazinen auf. Und natürlich, Erfolg gibt deren Redaktion recht. Die Denkweise in sogenannten Metaebenen, die in Wahrheit weniger Ebenen, als vielmehr Schubladen sind (warum genau, dazu später), entspricht unseren plakativen Lesererwartungen. Als Leser wollen wir keine allzu großen Überraschungen, es darf ein paar Wendungen und Drehungen geben, um Spannung zu erzeugen, ob wir mit unseren Erwartungen auch wirklich richtig liegen, aber am Ende muss die Geschichte doch so gebaut sein, dass sie uns als Leser befriedigt. Zumindest, wenn man als Macher dieser Geschichten kommerziellen Erfolg haben möchte – und Redaktionen brauchen kommerziellen Erfolg. Die gute Reportage ist immer auch Selbstbetrug Der Grund für das Gelingen dieser Masche ist unsere Hoffnung als Rezipienten eines Mediums, durch dieses uns die Welt begreifbarer zu machen, rational und beurteilbar. Darum braucht eine Geschichte, die wir als positiv empfinden, eine innere Kausalität – ganz anders als die Wirklichkeit da draußen, die für uns meist unkontrollierbar und chaotisch scheint. Eine gute Geschichte spendet Trost, selbst wenn ihr Stoff grausam oder tragisch ist. Denn wir verstehen wenigstens, warum etwas so passieren musste – oder wir glauben zumindest, zu verstehen. Wir betrügen uns selbst und das müssen wir, um Erkenntnis zu erlangen. Durch diesen Widerspruch zwischen Anspruch der Reportage, der Wirklichkeit nahezukommen und unseren Erwartungen an die gute Geschichte, entstehen diese ungewollten Fälschungen (was mit dem vorsätzlichen Betrug von Claas Relotius nichts zu tun hat!). Natürlich kann die Reportage die Wirklichkeit nie abbilden, diesen Anspruch wird ein Text egal welcher Gattung nicht erfüllen und sollte er auch nicht, ihn würde niemand lesen. Das Abbilden der Wirklichkeit im Text funktioniert schon allein deswegen nicht, weil der Autor seine erlebte Wirklichkeit in Zeichen abstrahiert, die erst im Kopf eines dem Autor meist fremden Lesers, mit völlig anderem Erfahrungsschatz und Denkweise, wieder eine konkrete Bedeutung bekommt. Eine Reportage ist immer eine Transformation der subjektiv erlebten Wirklichkeit des Autors in eine subjektiv gedachte Wirklichkeit des Lesers. Dabei findet eine Verständigung und ein Verstehen statt, gleichzeitig verlaufen die beiden Wirklichkeitsebenen von Autor und Leser niemals deckungsgleich.