Das Armenien der Seele

Das Armenien der Seele

Zwei Männer mit demselben Vornamen: David. Sie nennen das gleiche Land ihre Heimat, Armenien. Und sie teilen einen Traum: die Besteigung des Ararat, des „heiligen Berges“. Seit 1921 beansprucht die Türkei das Gebirge für sich, der Ararat ist für die armenische Seite abgeriegelt. Er hat sich aber tief eingeschrieben in die armenische Seele – und verbindet auch David und David. Was sie trennt: der eine hat den Berg bestiegen, der andere will nicht sterben, ehe er es nicht getan hat. Ein Gespräch zwischen zwei Männern über die Sehnsucht, einmal ganz oben zu stehen.

(Veröffentlicht in: DIE ZEIT)

Ausschnitt: Meine Eltern kommen beide aus Westarmenien. Sie sind vor dem Genozid geflohen und mussten ihr eigenes Land verlassen. Ich muss als ihr Sohn für sie den Berg zurückholen. Das bin ich ihnen schuldig. Sie haben mir das Leben geschenkt, ich werde ihnen den Berg schenken.

Was mich viel eher beschäftigt: Dieses Land liegt in der Hand unserer Kinder. Es soll ein Land werden, aus dem man nicht mehr ausreisen will, weil es so schön ist. Und weil es den Menschen so gut geht. Mich beschäftigt, dass Armenien seit dreißig Jahren ein eigenständiges Land ist, aber es einen großen Sozialabbau gab. Jetzt findet gerade ein Umbruch statt, ich habe sehr große Hoffnung. Auch, wenn du und ich wahrscheinlich nicht mehr richtig Teil dieser Veränderung sein werden.

Hast du nie überlegt, auszuwandern?

Ich bekomme sehr viele Angebote aus dem Ausland, will aber hierbleiben. Ich liebe das Land, ich liebe die Menschen. Ich will, dass meine Kinder und Kindeskinder hier aufwachsen können. Ich reise auch sehr gerne und sehr viel, aber das Schönste am Reisen ist für mich das Nachhausekommen.

Ich bin noch nie verreist. Aber meine erste Reise soll der Gipfel sein.

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Link: https://www.zeit.de/2019/38/ararat-berg-vulkan-armenien-tuerkei